Was ist Hydrotherapie?
Hydrotherapie oder Aquatherapie ist Teil fast jedes Reha-Plans. Es handelt sich um eine sehr wirksame Methode zur Rehabilitation von Tieren, bei der man sich die physikalischen Eigenschaften des Wassers zunutze macht. Die Hunde gehen oder laufen auf einem Laufband in einer mit passend temperiertem Wasser befüllten Wasserkammer. Durch den Auftrieb des Wassers kann sich der Hund bewegen, ohne dass seine Gelenke zu stark belastet werden. Zudem muss der Hund den Widerstand des Wassers überwinden, was seine Muskeln stärkt.

Grundlagen der Hydrotherapie
Wasser ist ein ideales Umfeld für die Rehabilitation von neurologischen oder orthopädischen Patienten, aber auch zum Beispiel für das Training von Sporthunden, die in Form gebracht werden sollen. Wir nutzen die physikalischen Eigenschaften des Wassers, um dem Patienten bestimmte Bewegungen zu erleichtern oder zu erschweren, was sich positiv auf den Körper auswirkt. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick, wie Wasser und ein Unterwasser-Laufband unseren Patienten zugute kommen können.
Auftrieb
Vielleicht erinnern Sie sich aus der Schule noch an das Prinzip von Archimedes: „Der statische Auftrieb eines Körpers in einem Medium ist genauso groß wie die Gewichtskraft des vom Körper verdrängten Mediums.“ Dies ist in der Hydrotherapie sehr wichtig, denn durch den Auftrieb wird das Körpergewicht eines bewegungsunfähigen Hundes getragen und zu stark belastete Gelenke werden entlastet.
Aus einer Studie geht hervor, welcher Prozentsatz des Körpergewichts eines Hundes bei Erreichen einer bestimmten Wasserhöhe (Handgelenk-, Ellenbogen- oder Hüfthöhe) vom Wasser getragen wird.
Hydrostatischer Druck
Dieses von Blaise Pascal beschriebene Phänomen besagt, dass die gesamte Oberfläche eines in Wasser getauchten Körpers einem hydrostatischen Druck proportional zur Wassertiefe ausgesetzt ist. Dies wirkt sich positiv auf die Mikrozirkulation aus, fördert die Durchblutung des Gewebes, reduziert Schwellungen und Schmerzen und kann zur Beruhigung des Patienten beitragen. Der Druck auf die Lunge wirkt sich positiv auf die Atemkapazität des Patienten aus.
Viskosität
Diese ist gekennzeichnet durch die Reibung von Wassermolekülen, die den Bewegungen des Patienten einen Widerstand entgegensetzt. Dies ist gut für die Stärkung der Muskulatur und führt zu einer reflektorischen Stimulierung der Spontanbewegungen.
Wirbelströmung
Die aktive Bewegung von Molekülen erzeugt auch Wirbelströmungen. Je intensiver die Bewegung im Wasser ist, desto mehr Wirbelströmung entsteht. Daher ist dieses Phänomen auch für das Training und die Stärkung von Patienten in der letzten Phase der Genesung oder für Sporthunde von Bedeutung.
Mit einem Unterwasser-Laufband für die Hydrotherapie können wir die Wirbelströmung durch eine Aktivströmung erhöhen. Dies kann auch zur Unterstützung von Patienten eingesetzt werden, die sich nur schwer bewegen können, indem wir eine Strömung in statt gegen die Bewegungsrichtung des Hundes erzeugen.
Damit die Aktivströmung ihre maximale Wirkung entfalten kann, empfehlen wir die Verwendung von zwei Düsen, die gleichmäßig auf beide Seiten des Körpers einwirken. So neigt der Hund nicht dazu, der Strömung auszuweichen, und kann nicht so leicht das Gleichgewicht verlieren, wie es bei einer Einzeldüse der Fall sein kann.
Oberflächenspannung
An der Wasseroberfläche ist die Bindungskraft zwischen den Molekülen stärker, was für die Oberflächenspannung sorgt. Wenn der Hund bei der Bewegung seine Gliedmaßen aus dem Wasser (über die Wasseroberfläche) nehmen muss, ist er gezwungen, die Oberflächenspannung zu überwinden, und die Bewegung ist körperlich anspruchsvoller. Das wiederum stärkt den Hund. Er muss gegenüber einer Bewegung auf dem Trockenen mehr Energie aufwenden, um den Widerstand des Wassers und dessen Oberflächenspannung zu überwinden.
Auch die Biomechanik verändert sich: Auf dem Trockenen arbeiten unsere Muskeln gegen die Schwerkraft, im Wasser arbeiten sie gegen den Widerstand des Wassers. Verschiedenen Studien zufolge verbrauchen wir beim Schwimmen viermal so viel Energie für die gleiche Strecke wie beim Laufen.
Wassertemperatur
Wir müssen auch die Wassertemperatur beachten. Je nach Größe und Zustand des Patienten sowie der Trainingsintensität liegt der ideale Temperaturbereich für das Unterwasser-Laufband bei 26 bis 32 °C. Temperaturen an der unteren Grenze werden für das Training von Sporthunden verwendet, während Temperaturen zwischen 30 und 32 °C eher für gelähmte Hunde geeignet sind.
Wärmeres Wasser eignet sich besser für kleine Hunderassen, während größere Rassen Temperaturen am unteren Ende des Idealbereichs benötigen.
Beachten Sie, dass es bei höheren Temperaturen leichter zu einer Überhitzung und Erschöpfung des Körpers kommen kann. Bei einer niedrigeren Temperatur hingegen wird die Energie im Muskel schneller verbraucht. Die Muskelkontraktionen sind unvollkommen und das Muskelzittern beginnt bei Wassertemperaturen unter 20 °C. Die Bewegung in Wasser mit einer Temperatur von etwa 24 bis 26 °C erfordert mehr Energie für die Aufrechterhaltung der Kerntemperatur und kann bei regelmäßigem Training zur Gewichtsreduktion genutzt werden.
Laufbandgeschwindigkeit
Wir dürfen nicht vergessen, dass auch die Geschwindigkeit des Laufbands einen großen Einfluss auf die Rehabilitation haben kann und individuell eingestellt werden muss. Geringere Geschwindigkeiten sind für Hunde mit schweren gesundheitlichen Defiziten geeignet, so dass sich der Therapeut darauf konzentrieren kann, dass die betroffenen Gliedmaßen optimal belastet werden. Bei fortgeschrittenem Rehabilitations- oder Konditionstraining sollte die Geschwindigkeit so angepasst werden, dass sich der Hund in einem gleichmäßigen Tempo bewegt. Bei zu geringer Geschwindigkeit sind die Bewegungen des Hundes nicht flüssig und die Therapie wird weniger effektiv.
Laufbandneigung
Die Neigung des Laufbands ist ein weiterer Aspekt, der bei der Hydrotherapie von Nutzen sein kann. Man würde annehmen, dass sich ein bergauf laufender Hund mehr anstrengt. Aber das ist nicht ganz richtig – die Vorteile der Laufbandneigung liegen woanders.
Da der Hund auf dem Laufband an einer Stelle bleibt, bewegt sich das Band unter seinen Füßen. Der Hund muss sich nicht gegen die Schwerkraft stemmen, wie es der Fall wäre, wenn er wirklich bergauf laufen würde. Die Neigung des Laufbands verändert vielmehr die Biomechanik der Bewegung. Der Schwerpunkt wird leicht nach hinten verlagert, d. h. der Hund setzt seine Hinterbeine stärker ein. Gleichzeitig vergrößert sich der Bewegungsspielraum der Gelenke. Dies ist unserer Einschätzung nach vorteilhaft.

Einsatz des Hydrotherapie-Unterwasser-Laufbands in der Praxis
Diese Rehabilitationsmethode basiert darauf, dass der Hund mit einer gewissen Wasserhöhe auf dem Unterwasser-Laufband läuft. Der Hund erhält durch das Wasser Auftrieb und kann sich so leichter bewegen, während seine Gelenke entlastet werden. Alle Bewegungen sind daher schmerzfrei und das Tier ist motiviert, sich trotz Krankheit oder Verletzung zu bewegen. Gleichzeitig verstärkt der Wasserwiderstand die Kräftigung geschwächter oder wenig beanspruchter Muskeln.
Hydrotherapie eignet sich für Hunde, die an Muskelschwund, Gelenk- und Muskelschmerzen leiden, für übergewichtige Patienten oder für ältere Hunde.
Sie wird auch zunehmend für Sporthunde eingesetzt, bei denen sich die Hydrotherapie zu einem beliebten ergänzenden Instrument zur Verbesserung ihres ganzjährigen Sporttrainings entwickelt.
Hydrotherapie in der medizinischen Versorgung
Orthopädische Patienten
Hydrotherapie ist eine ideale Rehabilitationsmethode für Hunde nach Gelenkoperationen und Knochenbrüchen. Sie ist auch sehr vorteilhaft für Hunde mit Hüftdysplasie oder mit Arthritis.
Das Unterwasser-Laufband wird eingesetzt, um schlechte Bewegungsgewohnheiten zu beseitigen, die in der Regel mit Lahmheiten oder der Entlastung von Gliedmaßen nach Operationen oder Verletzungen einhergehen. Das Gehen gegen den Wasserwiderstand stärkt verkümmerte Muskeln und verbessert die Beweglichkeit der Gelenke.
Neurologische Patienten
In den meisten Fällen erholen sich diese Hunde von einer Wirbelsäulenoperation. Mit Hilfe des Auftriebs des Wassers und der Geschwindigkeitsveränderung des Laufbands werden die richtigen Gehbewegungen schrittweise geübt.
Hunde, die aufgrund eines Bandscheibenvorfalls oder einer anderen Krankheit ganz oder teilweise gelähmt sind, gewöhnen sich oft an ihren Zustand und beginnen, ihre Vorderbeine zu überlasten. Sie müssen wieder lernen, ihr Gewicht gleichmäßig auf alle vier Gliedmaßen zu verteilen, das Becken einzusetzen und ihre Bewegungen zu koordinieren. Das geht am besten durch Laufen im Wasser.
Ältere Hunde
Ältere Hunde können an Arthrose, Spondylose (Verwachsungen der Wirbelsäule) oder Muskelschwund leiden, weil sich ihr Bewegungsapparat mit der Zeit abgenutzt hat. Auch Hunde mit einer genetischen Veranlagung oder Hunde, die übermäßigen körperlichen Belastungen ausgesetzt waren, können an diesen Problemen leiden und diese Leiden möglicherweise sogar viel früher entwickeln. Hydrotherapie ist eine geeignete Lösung, um diesen Hunden durch eine Behandlung zu helfen.
Wenn ein Hund bei einer bestimmten Bewegung Schmerzen verspürt, versucht er, diese Bewegung einzuschränken. Dies führt allmählich zu Muskelschwund, Verkürzung der Sehnen und Versteifung der Gelenke. Der Widerwille, sich zu bewegen, nimmt mit der Zunahme der Schmerzen zu. Die Dosis der Schmerzmittel kann zwar erhöht werden, aber die Ursache der gesundheitlichen Probleme des Hundes wird dadurch nicht behoben.
In Verbindung mit anderen Rehabilitationstechniken verbessert die Hydrotherapie vor allem den Bewegungsumfang der Gelenke, die Muskelkraft und die allgemeine Fitness des Hundes. Das Leben eines älteren Hundes wird dadurch erheblich verbessert und oft verlängert. Viele Hunde sind nach der Rehabilitation vitaler und haben mehr Lebensfreude.
Hydrotherapie im Fitnessbereich
Sporthunde
Besitzer von Sporthunden wie Windhunden, Rettungshunden, Agility-Hunden usw. suchen oft die Hydrotherapie auf, weil sie eine fantastische Ergänzung zum Training ist. Wenn sich Hunde im Wasser bewegen, beanspruchen sie alle Muskeln ihres Körpers, auch die, die sie bei ihrem eigentlichen Training nicht so stark beanspruchen. Diese Muskeln werden auf dem Unterwasser-Laufband korrekt gestärkt, indem die Geschwindigkeit des Laufbands und der Wasserstand angepasst werden. Hydrotherapie kann muskuläre Ungleichgewichte korrigieren und ist auch für das Herz-Kreislauf-System von Vorteil.
Hydrotherapie ist nicht nur gelenkschonend, sondern verbessert auch die körperliche Leistungsfähigkeit des Hundes erheblich. Hunde, die auf einem Unterwasser-Laufband gegen den Wasserwiderstand trainieren, sind dann an Land deutlich explosiver in der Geschwindigkeit und haben eine bessere Ausdauer. Dies trägt dazu bei, dass Sporthunde im Training und im Wettkampf Höchstleistungen erbringen können.
Übergewichtige Hunde
Hydrotherapie eignet sich auch für Hunde, die aufgrund von schlechter Ernährung, Kastration oder Bewegungsmangel übergewichtig sind. Bewegung im Wasser entlastet die überlasteten Gelenke deutlich und erhöht den Energieaufwand. Das Abnehmprogramm kann auf den einzelnen Hund zugeschnitten werden. Je nach körperlicher Verfassung kann die Geschwindigkeit und Dauer des Gehens auf dem Unterwasser-Laufband angepasst werden.
Auch postpartale Hündinnen können von der Benutzung des Unterwasser-Laufbandes profitieren.
Gibt es Einschränkungen bei der Hydrotherapie?
Hydrotherapie eignet sich generell für alle Hunderassen von klein bis groß und von jung bis alt. In extremen Fällen muss jedoch die psychische Verfassung des Patienten und die Eignung dieser Methode geprüft werden.
Für welche Hunde ist diese Methode nicht geeignet?
Hydrotherapie ist nicht geeignet für Hunde mit akuten Gesundheitsproblemen (Erbrechen, Durchfall, Husten, Fieber), für Hunde mit Hautproblemen, offenen oder schlecht heilenden Wunden oder für Hunde, die kürzlich operiert wurden und deren Wundnarben noch nicht verheilt sind. Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leber- oder Nierenversagen und Epilepsie können ebenfalls problematisch für die Hydrotherapie sein.
Auch bei läufigen Hündinnen wird von der Hydrotherapie abgeraten.
